In vielen ländlichen Regionen in Niedersachsen stellen Freie Schulen oft alleine die Unterrichtsversorgung vor Ort sicher. Freie Schulen erproben häufig neue Konzepte und Schulmodelle und sind somit der Motor im Bildungssystem.
Die Novelle des niedersächsischen Schulgesetzes soll eigentlich die Freien Schulen stärken – aber genau das Gegenteil ist der Fall! Die Freien Schulen stehen vor immer größeren finanziellen Schwierigkeiten. Bereits vor der Einführung von A13 für alle Lehrkräfte hatten die Freien Schulen in Zeiten des Fachkräftemangels große Schwierigkeiten, noch Lehrkräfte zu finden, die als angestellte Lehrkräfte an Freien Schulen arbeiten wollten.
Umso problematischer ist es in der aktuellen Zeit, dass den Schulen das bisherige Recht genommen werden soll, dass sie selbstständig ihre Lehrkräfte auswählen und einstellen können. Jede neue Lehrkraft soll laut der neuen Gesetzesvorlage nun von der Schulbehörde genehmigt werden. Dies bedeutet nicht nur mehr Bürokratie und längere Verfahren, sondern schränkt die Schulen auch massiv ein. Freie Schulen haben häufig alternative pädagogische Konzepte und profitieren davon, auch Menschen mit ungewöhnlichen Lebensläufen oder besonderen Talenten einstellen zu können. Alternative Konzepte benötigen auch Menschen mit alternativen Ausbildungen oder Kenntnissen.
Ob eine Person geeignet ist, hängt nicht ausschließlich vom erfolgreichen Lehramtsstudium inklusive Referendariat ab. Die Schulen vor Ort wissen am besten, welche Lehrkräfte sie für ihre Konzepte benötigen und es gibt keinen Anlass, wieso das bestehende Verfahren in Frage gestellt werden muss. Es zeigt, welches Misstrauen die Landesregierung gegenüber den Freien Schulen hat. Der Vorschlag unterstellt den Schulen indirekt, dass sie bisher eine schlechte Personalauswahl getroffen haben und nun stärker kontrolliert werden müssen.
Die Kultusministerin verkündet im Land einen Freiräume-Prozess für die Schulen und tut dann genau das Gegenteil. Die Schulen brauchen mehr Freiräume und Entscheidungskompetenzen und nicht weniger.
Kritisch ist zudem die geplante Neuregelung der Finanzhilfe. Auf dem Papier soll sie für mehr Transparenz sorgen, doch das Gegenteil ist der Fall: Die neue Formel ist kompliziert und könnte für einige Einrichtungen sogar zu empfindlichen Einbußen führen. Dabei stehen Freie Schulen ohnehin oft vor der Herausforderung, ihre Finanzierung verlässlich zu planen. Besonders problematisch ist, dass die Änderungen schon bald greifen sollen, während eine gründliche Evaluation erst nachträglich erfolgt. Anders ausgedrückt: Man führt ein neues System ein und prüft erst später, ob es wirklich gerecht funktioniert. Warum lässt man die Schulen nicht für eine Übergangszeit zwischen beiden Finanzierungsformeln wählen und evaluiert währenddessen? Verständlicherweise wünschen sich die betroffenen Schulen eine längere Testphase, um solide Daten zu sammeln und daraus faire Entscheidungen abzuleiten.
Das Gesetz zeigt ein fatales Signal in einer Zeit, in der ohnehin Lehrkräfte fehlen. „Nicht genug Geld, aber mehr Aufsicht.“ – das scheint der Plan der rot-grünen Landesregierung sein. Dem stellen wir uns als CDU entgegen!
