Jedes Jahr bringt der Muttertag wieder Rosen in die Hände von Politikern und Parteien. Ein klassisches Klischee, das besonders in Wahlkampfzeiten zum Tragen kommt. Dennoch hat dieser Tag für mich eine besondere Bedeutung. Ich nutze ihn als einen von vielen Anlässen, um vor Bäckern, Supermärkten und an Markttagen präsent und ansprechbar zu sein und den Müttern eine kleine Freude zu bereiten.

Kürzlich stieß die Entscheidung einer KiTa in Hessen auf Kritik, den Muttertag zu ignorieren und das traditionelle Basteln von Geschenken abzuschaffen. Der Grund? Solche Tage widersprächen der Diversität der heutigen Zeit und würden Stereotypen festigen. Für mich steht außer Frage, dass ich diese Argumentation und die daraus resultierende Entscheidung als unangebracht und übersensibel betrachte. Sie zeugt von einer falsch verstandenen Toleranz. Tatsache ist, dass vier von fünf Kindern in Paarfamilien leben. Natürlich gibt es Kinder, für die der Muttertag aufgrund ihrer Lebensumstände schwierig sein kann. Aber statt den Tag für alle Kinder zu streichen, kommt es vielmehr darauf an, für diese Kinder individuelle Lösungen zu finden.

Der Muttertag mag für einige bedeutungslos sein, aber für viele ist er ein wichtiger Tag, um Müttern besondere Wertschätzung zu zeigen. Dass diese Wertschätzung natürlich nicht nur auf einen Tag im Jahr beschränkt ist und auch in der Politik das ganze Jahr über Relevanz hat, versteht sich von selbst. Der Muttertag hebt die wichtige Arbeit der Mütter einmal im Jahr besonders hervor und gibt ihnen eine Bühne. Dies tun wir als Gesellschaft auch mit anderen Themen, die wir für uns als wichtig erachten und die wir einen Tag lang in einen besonderen Fokus rücken wollen: Tag der Arbeit, Weltfrauentag, Weltkindertag… Über die Abschaffung dieser Tage diskutieren wir auch nicht. Die Debatte über den Muttertag sollte uns nicht dazu verleiten, eine lange und wertvolle Tradition aufgrund einer überzogenen Sensibilität zu untergraben. Stattdessen sollten wir sie als Anstoß nutzen, um über die Rolle von Müttern in unserer Gesellschaft und die vielfältigen Familienstrukturen nachzudenken und in einen Austausch zu kommen.