Es ist ein Thema, welches uns schon seit langem begleitet: der Lehrkräftemangel in Niedersachsen. Derzeit fehlen Hunderte von Lehrkräften an unseren Schulen. Viele Pädagogen sind überlastet und müssen immer mehr Aufgaben übernehmen, um den Unterricht aufrechtzuerhalten.
Im Arbeitskreis Kultus haben wir einen 21-Punkte-Plan erarbeitet und in das Mai-Plenum eingebracht, um den Lehrerberuf endlich attraktiver zu gestalten. Bereits im Sommer sollen alle Lehrkräfte die A-13-Besoldung erhalten und nicht erst wie geplant im Jahr 2024. Doch das allein wird nicht ausreichen, um den Lehrkräftemangel zu beheben.
Wir fordern unter anderem die Rahmenbedingungen der Arbeitszeitkonten der Lehrkräfte stärker zu flexibilisieren und die Mehrarbeitsvergütung für Lehrkräfte je Unterrichtsstunde um 15% zu erhöhen. Damit werden Anreize gesetzt, zusätzlich zum Stundendeputat weitere Unterrichtsstunden zu erteilen. Dies ist vor allem für jüngere Lehrkräfte ein attraktives Angebot. Die Lehramtsausbildung muss noch praxisnäher gestaltet werden, um spätere Abbrüche möglichst zu verhindern. Pensionierte Lehrkräfte müssen aktuell drei Jahre auf einer vollen Stelle weiterarbeiten, bevor sie zusätzlich zu ihrer Pension hinzuverdienen können und sich zudem jedes Schuljahr neu bewerben. Dieses Modell ist unattraktiv. Wir müssen pensionierten Lehrkräften die Möglichkeit bieten, schneller und unbürokratischer in den Schuldienst zurückzukehren.
Wir müssen Anreize setzen, um Teilzeitkräfte zu motivieren, ihre Stunden aufzustocken und pro hinzugewonnener Arbeitsstunde zum Beispiel das Schulbudget erhöhen. Pädagogische Mitarbeiter, freie Mitarbeiter und Vereine sollten vermehrt im Ganztagssystem eingesetzt werden, damit die Ressourcen der Lehrkräfte für den Unterricht bereitstehen. Zusätzliche unterrichtsfremde Aufgaben und dahinterstehende Anrechnungsstunden sollten dauerhaft von nicht lehrendem Personal wahrgenommen werden.
Außerdem müssen wir bestehende Potentiale besser nutzen. Dazu gehört auch, dass ausländische Bildungsabschlüsse schnell und unkompliziert anerkannt werden. Derzeit gibt es leider immer noch zu viele bürokratische Hürden, die eine Anerkennung verhindern. Ein weiterer Punkt ist, dass die Finanzhilfen der Schulen in freier Trägerschaft angepasst werden müssen.
Wir fordern die Landesregierung auf, die Eigenverantwortlichkeit der Schulen zu stärken und Vertrauen in das Niedersächsische Bildungssystem in Stadt und Land zu schaffen. Wir brauchen eine zukunftsorientierte Bildungspolitik, die den Bedürfnissen der Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler gerecht wird. Ich hoffe, dass die Landesregierung unsere Forderungen ernst nimmt und schnell handelt, damit wir unseren Schulen und Lehrkräften den dringend benötigten Lichtblick geben können!