Leben retten sollte zur Selbstverständlichkeit werden – und zwar von klein auf. Mit diesem Grundgedanken habe ich bereits vor über einem Jahr einen Antrag in den Kultusausschuss eingebracht, um Wiederbelebungskompetenzen fest im Schulunterricht zu verankern. Es freut mich, dass sich nun endlich auch die Landesregierung aus SPD und Grünen dieser wichtigen Initiative anschließen.

Kenntnisse zur Wiederbelebung sind ein wichtiger Bestandteil des Allgemeinwissens. Zahlreiche Hilfsorganisationen und die Ärzteschaft, darunter der Marburger Bund, fordern seit Langem, diese Fähigkeiten in den Schulen zu vermitteln. Unser Ziel ist es, dass Schülerinnen und Schüler im 7. Jahrgang nicht nur die theoretischen Grundlagen zu Atmung und Blutkreislauf lernen, sondern in praktischen Übungen das Wissen direkt anwenden. Daher setzen wir auf die Vermittlung von Wiederbelebung mit der einfachen Technik des Drückens, wie es der Deutsche Rat für Wiederbelebung empfiehlt. So wird das Gelernte nicht nur für die nächste Klassenarbeit relevant, sondern ist lebensnah und aktiv einsetzbar – Wissen, das im Ernstfall Leben retten kann.

Der Lerninhalt soll in die Kerncurricula Biologie und Naturwissenschaften aufgenommen werden. Die Übung kann hierbei in einer Doppelstunde durchgeführt werden. Es ist uns wichtig, dass Lehrkräfte, die ohnehin regelmäßig Erste-Hilfe-Kurse absolvieren, nicht zusätzliche Weiterbildungen machen müssen. Bei der Vermittlung soll zudem auf bestehende Programme und Partnerschaften mit Hilfsorganisationen wie den Johannitern oder den Maltesern sowie den Marburger Bund zurückgegriffen werden. Diese Organisationen bieten fundierte und praxisorientierte Materialien, die Lehrkräfte ohne zusätzliche Schulungen nutzen können. Der erste Durchlauf der „Wochen der Wiederbelebung“ an niedersächsischen Schulen hat bereits gezeigt, wie solche Initiativen funktionieren können. Nun müssen wir weiter daran arbeiten, diese Ansätze zu verstetigen und zu optimieren.

Die Einführung geschieht vor dem Hintergrund, dass 65 Prozent aller Herz-Kreislauf-Stillstände im häuslichen Umfeld passieren. Ein schneller und richtiger Einsatz der Wiederbelebung kann hier den Unterschied machen. In Ländern wie Schweden haben ähnliche Maßnahmen bereits eindrucksvolle Ergebnisse erzielt: Die Überlebensrate bei Herzstillständen konnte durch die Schulung von Laien fast verdoppelt werden. Auch die WHO empfiehlt, Wiederbelebungskenntnisse frühzeitig zu vermitteln, und Studien zeigen, dass dies ab der 7. Klasse nachhaltig gelingt.

Ein weiteres wichtiges Anliegen ist, auch die Jüngsten in den Blick zu nehmen. Erfahrungen aus dem EU-Projekt „LIFEFORCE“ zeigen, dass selbst Grundschulkinder grundlegende Wiederbelebungstechniken erlernen können. Solche Konzepte wollen wir in den Ganztagsbereich unserer Grundschulen integrieren, um bereits früh ein Bewusstsein für Erste Hilfe und die Bedeutung des Helfens zu schaffen.

Es geht uns nicht nur um reine Wissensvermittlung. Es geht darum, jungen Menschen zu zeigen, dass sie Verantwortung übernehmen und im Ernstfall handeln können. Eine solche Kompetenz schafft Vertrauen und fördert zugleich die Bereitschaft, sich ehrenamtlich zu engagieren und der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Ich freue mich, dass die Initiative in Niedersachsen auf so breite Unterstützung trifft. Mit diesem Antrag legen wir gemeinsam den Grundstein für ein Niedersachsen, in dem Leben retten Teil der Allgemeinbildung wird.